Tausendfacher Protest gegen Stadtbus-Kappung

Oststadt-Bewohner Dieter Wiedemann und Sylvia Binkenstein präsentieren zusammen mit Klaus Wettig die Ergebnisse der Unterschriftensammlung zur Stadtbuslinie 50.

Die eigenen Erwartungen deutlich überschritten hat die Unterschriften-Aktion des SPD-Ortsvereins Göttingen-Ost gegen die seit Monaten andauernde Kappung der Stadtbuslinie 50. Statt halbstündlich fährt die 50 zwischen Bahnhof und Rohns nur noch alle Stunde, am Abend und Samstag überhaupt nicht. Die unzureichende Personalpolitik der stadteigenen Göttinger Verkehrsbetriebe hatte im Sommer zu einem gravierenden Fahrermangel geführt, der auf der Linie 50 und auf zwei anderen Buslinien die Angebotseinschränkungen erzwang.

In der Apotheke am Eichendorffplatz lagen ebenso Unterschriften aus wie am SPD-Infostand vor dem Edeka-Markt. Sehr positiv reagierten die Bewohner*innen des Ostviertels, die eine Postkarte in ihrem Briefkasten fanden, die sie mit ihrer Protestunterschrift an den SPD-Ortsverein zurückgeben konnten. Annähernd 1000 machten davon Gebrauch. Der Ortsvereinsvorsitzende Klaus Wettig rechnet aber noch mit Nachläufern, die in Kürze Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler und Stadtbus-Geschäftsführer Michael Neugebauer übergeben werden sollen.

„Die Ostviertel-Bewohner*innen sind auf die Linie 50 angewiesen, um zu ihren Ärzten, für Besorgungen in die Stadt und zum Einzukaufen zu fahren. Nicht weniger trifft es viele Berufspendler, die am Bahnhof in Züge umsteigen“, beklagt Klaus Wettig. Im Stunden-Takt passten die Anschlüsse oft nicht mehr. Kommen Pendler nach 19 Uhr in Göttingen an, „fährt gar kein Bus mehr“. Das sei auch für Theater-, Konzert- und Kinofreunde ärgerlich. „Man kommt abends nicht mehr nach Hause, höchstens mit dem Taxi“, ergänzte die stellvertretende Ortsvereinsvorsitzende Sylvia Binkenstein. Hinzu kämen Einschränkungen für Schüler mehrerer Schulen, die an der Linie 50 liegen und für Gäste der Göttinger Jugendherberge.

Er sei vor gut drei Jahren ganz bewusst vom Auto auf den Bus umgestiegen, sagte Oststadt-Bewohner Dieter Wiegand während eines Pressegesprächs der SPD. Der 80-Jährige fährt häufig in die Stadt, aber auch zum Bahnhof. Das sei jetzt beschwerlich. „Und das passt nicht in die aktuelle Debatte um Klimawandel und Klimaschutz“, so Binkenstein. In ihrem Protestbrief listet die SPD die Folgen der Taktreduzierung der Linie 50 auf (übrigens bei weiter vollem Preis des Monatstickets). Und sie nennt Verbesserungsvorschläge: langfristig ein 20-Minuten-Takt statt halbstündlich und eine Art Veranstaltungsbus freitags und sonnabends nach 22, 23 und 24 Uhr.

Nach Angaben der GöVB gilt der Notfallfahrplan noch bis Jahresende. „Danach soll der reguläre, genehmigte Fahrplan wieder gelten“, versicherte Unternehmenssprecherin Stephanie Gallinat-Mecke gegenüber dem Göttinger Tageblatt. (gaf/us)

Artikel im Göttinger Tageblatt zum Ergebnis der Unterschriftensammlung

Artikel im Göttinger Tageblatt zum Auftakt der Unterschriftensammlung

Beitrag im Stadtradio Göttingen am 11. November 2019