Referent: Klaus Züchner
Die Bedeutung von medizinischem Sauerstoff als lebensrettendes Therapeutikum wurde uns während der COVID-19-Pandemie auf eindringliche Weise bewusst. Weltweit ist dieser lebenswichtige Bestandteil der Gesundheitsversorgung unverzichtbar, doch seine Verfügbarkeit ist nicht überall gleichermaßen gewährleistet. Während in vielen Gesundheitseinrichtungen medizinischer Sauerstoff scheinbar mühelos aus Wandversorgungen fließt, stellen sich entscheidende Fragen: Wie wird dieser Sauerstoff hergestellt, und wie können wir sicherstellen, dass er überall auf der Welt zugänglich ist? Seit mehr als 40 Jahren ist der Physikochemiker Dr. Klaus Züchner für die medizinischen Geräte verantwortlich, die die Patienten der Universitätsmedizin Göttingen im Bedarfsfall mit der benötigten Menge Sauerstoff versorgen.
Erfahrungen aus Äthiopien haben uns gezeigt, dass die Verfügbarkeit von Sauerstoff keine Selbstverständlichkeit ist. Dies erfordert innovative Lösungen, die weltweit eingesetzt werden können. Ein wegweisendes Pilotprojekt in der Universitätsaugenklinik in der Wagnerstraße beschäftigt sich seit 2015 mit der bedarfsgerechten Erzeugung von medizinischem Sauerstoff vor Ort. In diesem Kontext werden wir die technischen, medizinischen und bürokratischen Aspekte beleuchten und aufzeigen, welche vielfältigen Hindernisse, wie Überregulierung, Kostendruck, Marktmanipulation, Praxisferne und politische Trägheit, dabei überwunden werden müssen.
Abschließend werden wir in diesem Bericht einen optimistischen Ausblick auf die Möglichkeiten zur Realisierung dieses Ansatzes in Europa werfen. Dies betrifft nicht nur medizinischen Sauerstoff, sondern auch zahlreiche andere lebenswichtige Arzneimittel, bei denen die Versorgungssicherheit aktuell nicht gewährleistet scheint.