Arno Hennig wurde am 24. Januar 1897, vor genau 125 Jahren in Wolkau/Sachsen geboren. Nach dem Abitur konnte er ein Lehrerseminar besuchen und später in Würzburg Pädagogik und Naturwissenschaften studieren. Da Lehrer in Sachsen entlassen wurden, wenn ihre Mitgliedschaft bekannt würde, trat er erst 1920 der SPD bei. Mit der Ausrufung der Republik 1918 hatte die Verfolgung der Sozialdemokratie durch die Behörden des Kaiserreichs geendet, sodass für Beamte die Mitgliedschaft in der SPD möglich wurde.
Der kenntnisreiche und aktive Pädagoge übernahm bald wichtige Funktionen in der sächsischen SPD, die ihn 1928 zum Parteisekretär wählte. Den Verfolgungen durch die Nationalsozialisten konnte er sich als Vertreter für naturwissenschaftliche Lehrmittel entziehen, obwohl er mehrfach verhaftet wurde. Eine Rückkehr in den Lehrerberuf war ausgeschlossen.
Nach dem Ende der NS-Diktatur gehörte er zu den Wiedergründern der SPD in Sachsen. In seinem Heimatort Freital übertrug ihm 1945 die sowjetische Besatzungsmacht das Amt des Oberbürgermeisters. Da er als Gegner der Zwangsvereinigung von KPD und SPD auftrat, endete seine Amtszeit jedoch 1946. Er floh in den Westen, wo ihn der SPD-Parteivorstand an ihrem Wiedergründungsort Hannover als Kulturreferenten beschäftigte. In dieser Aufgabe entwickelte Hennig das SPD-Programm für eine Kulturpolitik im demokratischen Staat, das die Zerstörungen der NS-Diktatur ausgleichen wollte.
Als 1949 für die erste Bundestagswahl zahlreiche Wahlkreise zu besetzen waren, akzeptierte ihn die örtliche SPD des damaligen Wahlkreises Göttingen-Münden als ihren Kandidaten. Arno Hennig gewann das Direktmandat am 14. August klar vor seinem Mitbewerber Walter Drechsel von der FDP, die damals über eine starke Stellung in Südniedersachsen verfügte. Die CDU rangierte 1949 erst auf Platz 4 im Wahlkreis. 1953 verlor Hennig das Direktmandat an Walter Drechsel, der als Gemeinschaftskandidat der Parteien der Adenauer-Koalition kandidierte. CDU und Deutsche Partei (DP) verzichteten auf Direktkandidaten und warben nur für ihre Landeslisten. Hennig war auf der Landesliste nicht abgesichert.
Bereits im Dezember 1953 wurde er zum hessischen Kultusminister berufen. Dieses Amt gab er 1959 aus Gesundheitsgründen auf. Mit seiner Tätigkeit in Hessen verbindet sich die Landschulreform, die über das Programm von Mittelpunktschulen die Schulbildung im ländlichen Raum nachhaltig verbesserte. In der Kulturpolitik förderte er die Kasseler Kunstaustellung documenta, die 1955 startete.
Arno Hennig starb 1963.
Klaus Wettig