Geboren 19.11.1903 in Halle/Saale; war von Beruf Schlosser. Schon als 15jähriger Lehrling engagierte er sich 1918 in der Jugendorganisation der USPD und wurde auch Mitglied des Metallarbeiterverbandes. Riemer arbeitete in den Leuna-Werken, einem Zentrum des Arbeiteraktivismus der frühen Jahre der Weimarer Republik; mit den Rückkehrern der USPD fand er 1922 den Weg in die SPD.
Sein Bildungsweg wurde stark beeinflusst von den wissenschaftlichen und kulturellen Bildungsangeboten, die die Arbeiterbewegung ihren Mitgliedern erschloss, wie seine 1982 in den „Göttinger Monatsblättern“ veröffentlichten Lebenserinnerungen auf farbige Weise veranschaulichen. Während der Zeit des „Dritten Reiches“ hielt er in den Leuna-Werken eine Gruppe von oppositionellen Arbeitern zusammen. 1945 wurde er wieder in Halle für die SPD tätig und widmete sich vor allem der Bildungsarbeit. Ende der 1940er Jahre verließ er die SBZ und wurde in Göttingen Geschäftsführer bzw. Sekretär der IG Metall. Als Gewerkschafter, Kommunalpolitiker (Ratsherr, Stellv. SPD-Fraktionsvorsitzender, Kreistagsabgeordneter) und Ortsvereinsvorsitzender der SPD hat Paul Riemer viele Jahre die Kommunalpolitik der Stadt Göttingen wesentlich beeinflusst.
Die Stadt Göttingen verlieh ihm 1974 die Ehrenbürgerrechte.
Paul Riemer starb am 16.11.1993.
Über den Widerstand von Paul Riemer gegen die Zwangsvereinigung von SPD und KPD berichtet: Andreas Schmidt: „…mitfahren oder abgeworfen werden.“ Die Zwangsvereinigung von KPD und SPD in der Provinz Sachsen/ im Land Sachsen-Anhalt 1945-49, Lit Verlag, Münster 2004.